Intellibiz

Über den Wolken

Pilotenschein in Riverside, Kalifornien

Schon Jahre zuvor habe ich den Traum gehabt selbst eine Pilotenlizenz für Kleinflugzeuge zu erwerben. Der tödliche Absturz zweier guter Freunde (Privatflugzeug im Montafon/Vorarlberg und Christophorus 1 im Fotschertal 1988) innerhalb von 1 Woche hat mich davon zunächst wieder abgebracht.

Doch ein Traum bleibt – wenn er nicht gewaltsam zerstört wird – im Kopf, und als ich im Sommer 1992 meinen Dienst als Notarzt bei Christophorus 1 antrat, waren die Würfel gefallen. Also ging ich mit einem Techniker der Heli Air nach Riverside bei Los Angeles, wo uns Rudi, ein Pilot der Christophorus-Flotte eine Ausbildung vermittelte. Thomas und ich – damals kannten wir uns vom Stützpunkt, heute sind wir gute Freunde – absolvierten die Ausbildung in knapp 4 Wochen, beide mit Auszeichnung (erstmals in einem Computer-Multiple-Choice-Test). Tom war der Schnellste mit 48 von 50 Richtigen, ich hatte 50 Richtige. Wir waren begeistert, und unsere Lehrer auch: „Hey, you guys from Austria, you are incredible …“. Tom ist heute Kapitän bei der Tyrol Air Ambulance bzw. Welcome Air. Aber das war ja erst der Anfang.

Inzwischen war Raingard nachgekommen und sie wusste nicht, was wir geplant hatten. Schon in Innsbruck erzählte mir Gilbert, unser damaliger Flugbetriebsleiter vom Christophorus, wir müssten unbedingt nach Las Vegas, da gebe es ein Hotel (das Excalibur), das wir gesehen haben müssten, und der „Strip“ (die Hauptstraße) sei einzigartig. Aber das Tollste: „Ihr fliegt direkt in die Stadt hinein und könnt von der General Aviation zu Fuß zum „Strip“ gehen!“ Wir haben Raingard natürlich nie etwas davon erzählt, dafür aber schon am ersten Tag, als wir ankamen, uns erkundigt, wie und wo man eine Maschine für ein solches Abenteuer bekommen könne.

Nachdem wir schon 2 Wochen täglich von 3 Uhr morgens bis 8 Uhr abends gebüffelt hatten, was sich durch die Zeitverschiebung von +9 Stunden gegenüber Österreich ohne den Jet-lag so richtig mitzumachen, gut bewährte, bekamen wir also durch Raingard „hausfräuliche“ Unterstützung. Dafür durfte sie während wir in der Luft waren die südliche November-Sonne am Pool unseres Appartements genießen. Es brauchte ca. 10 Flugstunden mit Lehrer bis er unvermutet und ganz plötzlich mich in Richtung Abstellfläche dirigierte und ausstieg: „Go on, now you do it alone!“, das waren seine kargen Worte, wohl voll der Überzeugung, dass ich es schaffen würde. Es brauchte schon einige Überwindung Funkkommunikation, Instrumente und Orientierung so ganz alleine zu bewerkstelligen. Doch ich hätte diese Sätze niemals verfasst, wenn das Fliegen nicht viel sicherer wäre, als uns durch die ständigen Schreckensmeldungen über die Medien unbewusst vermittelt wird. Also flog ich.

Inzwischen kam es aber ganz dick: Eines Morgens in der Flugschule angekommen, teilte uns einer unserer Lehrer mit, er sei gekündigt und die Schule stehe vor dem Konkurs. Zahlreiche Japaner, die in ihrer Heimat die Ausbildung bereits bezahlt hatten, durften keine Minute mehr fliegen, weil ihr Geld nie in Kalifornien ankam. Die Stimmung war dementsprechend. Uns hatte man schon in Österreich gewarnt immer nur in kleinen Raten unsere aufgelaufenen Kosten zu begleichen, weil Flugschulen täglich schließen und neue öffnen würden. Das kam uns doppelt zu Gute. Wir waren die einzigen, von denen die Schule regelmäßig Geld bekam und so hatten wir ab diesem Morgen die ganze Flieger-Flotte alleine zur Verfügung. Wir hatten also eine Maschine, wann immer es uns beliebte. Manche würden sagen Glück!? Dadurch konnten wir unseren Lernfortschritt weiter beschleunigen.

Es nahte Thanksgiving, ein Fest, zu dem jeder Amerikaner Truthahn isst und Raingard kaufte in einem Supermarkt ordentlich ein, jedenfalls es machte mehr als US$ 50.00 aus und die Verkäuferin ließ Raingard einen Moment an der Kasse warten. Wenig später tauchte sie mit einem 5 Kilo schweren Riesenvogel auf, „a present of the company“, meinte sie. Damit war die Ernährungsfrage für die nächsten 7 Tage geklärt. Zuerst glaubten wir, wir könnten das Geschenk an eine inzwischen angefreundete Familie – er war Flugzeugtechniker in der Werft unserer Schule – weitergeben, aber die waren von ihrem eigenen Prunkstück weit mehr überzeugt, luden uns auf ein feudales Thanksgiving Menü zu sich ein und wir blieben auf unserem eigenen Gockel sitzen. Mit delikater Rezeptur stets ausgestattet, röstete von nun an 7 Tage lang täglich der Rest vom Vortag in unserem typisch amerikanischen Riesenbackrohr, bis wir schließlich eines Abends uns in unseren Mietwagen schwangen, in den nächsten Taco Bell (Mexican Fast Food) rasten und den Geschmacksnerven Abwechslung lieferten.

Am 28. November 1993 war es dann so weit, wir hatten unsere Lizenz in der Hand. Wir waren schon fest am recherchieren und organisieren, als die benachbarte Schule, wo wir die schriftliche Prüfung ablegten, uns eine Maschine zur Verfügung stellte. Da sie etwas größer war, als die Schulflugzeuge und 4 Sitzplätze bot, mussten wir uns darauf extra einschulen lassen. Wir fuhren nach Hause und brachten Raingard die Überraschung. Sie konnte es nicht glauben. Las Vegas, die Spielerstadt, in eineinhalb Stunden dort sein. Ein Wahnsinn!

Heute fliegen wir eine einmotorige Cirrus SR20 als Mitglied des Eisenbahner Sportverein Innsbruck (ESV), um sowohl privat als auch geschäftlich unseren Freuden nachzukommen.

… doch jetzt auf nach Las Vegas >>

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