Intellibiz

Erlebnisausflug Elba

Zum Hochzeitstag

Sie sind auch verheiratet – haben Sie auch Hochzeitstag – und wiederholt er sich bei Ihnen auch jährlich …?

Für uns – Eddie & Rai – ist jeder Hochzeitstag ein neues Erlebnis: Mit unseren Freunden Gitti und Michi – Michi ist Trauzeuge von Raingard – hatten wir einst vereinbart, jedes Jahr ein besonderes Ereignis zum Hochzeitstag zu inszenieren. Na und das war eines von besagten seit 1996.

Ich habe Michi wissen lassen, dass ich etwas besonderes diesmal im Sinn hätte, etwas mit einem großen Überraschungsmoment. Nun Michi musste es schließlich 2 Tage zuvor wissen, denn was sollten die beiden mit ihren Kindern über die 3 Tage tun, sie brauchten Hilfe seitens der Großeltern aus Salzburg und mussten einiges organisieren, dass der Ausflug zustande kommen konnte. Michi wusste also, dass wir mit unserer Club-eigenen Piper nach Elba fliegen würden. Gitti und Raingard erfuhren erst am Mittwoch Abend aus den Reiseunterlagen, was sie erwarten würde und welche Utensilien sie für die 3 Tage zurecht richten könnten – jedenfalls, das Gepäck durfte pro Person nicht mehr wie 2 kg(!) ausmachen – so stand es in den Reiseunterlagen. Wirklich wahr!

Nun mit dem Übergepäck nehmen es Frauen ja wirklich nicht immer so genau, also waren dann doch 1 Zahnbürste pro Person statt eine für beide dabei, und so manches mehr …

Freitag, 07.00 Uhr, Flughafen Innsbruck, Hangar 3: Die Zollangelegenheiten (es war damals noch etwas komplizierter) hatten wir bereits hinter uns, der Frühjahrstag war ein außergewöhnlicher. Das Thermometer war erst auf 5°C geklettert, aber der Himmel konnte nicht blauer sein, keine Wolke, so weit das Auge reichte. Wir stiegen auf und waren bei Sterzing auf fast 4000 Meter über Meeresniveau, ein Ausblick wie im Bilderbuch, besser konnte er nicht sein. Nebenbei hatten wir ca. 15 Knoten Rückenwind, dementsprechend waren wir also flott unterwegs. Über der Po-Ebene konnten wir links die Adria und rechts das Ligurische Meer sehen – unglaulich! Und dann hatten wir über Florenz bereits die Insel Elba am Horizont in Sicht. Wir näherten uns rasch und nahmen Funkkontakt mit dem kleinen Flughafen auf, bekamen sogleich freien Anflug zur Landung und lehnten uns entlang der Weinberge über den Hügel um kurz dahinter auf der Betonpiste aufzusetzen – ein Erlebnis der Superlative.

Angekommen packten wir unsere „7 Sachen“ versperrten das Flugzeug, erledigten die Einreise in Italien und die Flughafenpapiere, und schon waren wir in der ersten Taverne am Strand – gleich 2 km vom Elba Int’l. Inzwischen hatte es schon über 20°C, der Prosecco schmeckte, also stellten wir bald um auf lokalen Vino a tavola – und essen mussten wir irgendwann ja auch noch etwas. Jedenfalls war der Tag schnell um.

Wir suchten uns ein Hotel, auch gleich ums Eck, wohl eines der wenigen, die schon geöffnet hatten, aber sehr komfortabel. Wir bezogen unsere Zimmer, alles bestens, und gingen zur nächsten kulinarischen Verpflichtung über. Diesmal war es ein nettes Lokal am Ende vom Strand, wo die Abendsonne besonders lange hin schien. Danach besorgeten wir uns ein Mietauto, den kleinsten Fiat, den es im Angebot gab. Wir brauchten ja auch nichts größeres, schließlich hatten wir ja fast nichts mit.

Am nächsten Morgen empfing uns wieder herrlicher Sonnenschein und nach einem gemütlichen Frühstück nahmen wir Kurs auf den westlichen Teil der Insel, um sie nach Norden hin zu umrunden und dann wieder Richtung Süden quer durch die Berge an einen Strand zu fahren, an dem ich als Kind mit Eltern und Freunden schon einmal Urlaub verbrachte. Das wollte ich wieder erleben. Nun die Fahrt quer durch die Berge wurde eine kleine Irrfahrt. Wir hatten zwar eine Karte von Elba, aber die Straßenbreite und die Tiefe der Löcher war darin nicht zu entnehmen. Also schlugen wir uns durch’s Gebüsch und überwindeten metertiefe Löcher, doch gemeinsam schafften wir alles. Schlussendlich kamen wir zwischen Sträuchern an einem recht stark besuchten Parkplatz der südlichen Hauptstraße – ganz zur Verwunderung der dort rastenden Touristen – aus dem Nichts: „Hier sind wir wieder!“ waren wir versucht zu rufen.

Bald lagen wir an besagtem Strand in besagter Bucht und inspizierten den noch leer stehenden Camping Platz, verbunden mit unzähligen Kindheitserinnerungen. Eine Runde Tischfußball kostete 50 Lire, ein Eis durchschnittlich 100 – also alles gerade mal ein paar Cent. Wahnsinn – die Zeit auch vor uns nicht halt gemacht! Aber dennoch ein gutes Gefühl.

Wir fuhren weiter, kamen an einer Straßenkreuzung vorbei, wo gerade eine Autoralley ausgetragen wurde, die in diesem Moment ausnahmsweise interessant erschien, obwohl sich sonst keiner von uns nennenswert für Motorsport interessiert. In Porto Azzurro angekommen, kaufte sich Gitti rasch einen schönen dicken – und zum Leidwesen des Piloten – schweren Pullover, denn es wurde bewölkt und kühl, so schön und heiß es noch vor kurzem am Strand war. Aber das toleriert man doch im April gerne. Doch alles kam anders, als wir es erwarteten.

Nächster Morgen, Sonntag, 07.30 Uhr, das Mobiltelefon klingelte, am anderen Ende meine Mami: „Du, ihr wisst schon, dass es bei uns geschneit hat, ihr fliegt heute wohl nicht nach Hause!“ und gleichzeitig hörten wir die Dachrinne unseres Hotels plätschern – auch bei uns war Sauwetter. Nun, dachten wir, alles nicht so schlimm, der „Wetterfrosch“ am Flughafen in Innsbruck hat uns ja vor dem Abflug mitgeteilt, dass eine Kaltfront von Westen nach Osten durch Europa durchziehe und dahinter wieder schönes Wetter sein würde. Wir verließen uns darauf und machten uns gemütlich auf den Weg zum Frühstück: Der Tag ist ja noch lange!

Er war noch lange: Es war wirklich Sauwetter hereingebrochen, wir hatten nur mehr 8°C (auf Elba Ende April!) und die Wetterpropheten am Flughafen hatten auch keine guten Nachrichten für uns: Schnee im Appennin, wolkenverhangen, kein Durchkommen in die Po-Ebene. Also setzten wir uns eine Deadline mit 15.00 Uhr spätester Abflug und begannen einen Krisenprogramm zu entwickeln. Es wurde wirklich ein Krisenprogramm, denn ein Problem zog das andere nach sich.

Heute ist Sonntag, morgen ist Montag: für mich 2 Patienten auf der Operationsliste ab 9.00 Uhr. Michi und Gitti hatten ihre Kinder in Salzburg bei ihren Großeltern für das Wochenende untergebracht, Michis Vater bei der AUA als Techniker beschäftigt, „Ihr könnt unmöglich zurückfliegen, die Wetterdaten sind katastrophal!“ Anruf in der Privatklinik: „Ich sitze in Elba fest, wir müssen die Operation möglicherweise absagen bzw. verschieben, ich weiß nicht, ob wir heute noch zurückfliegen können!“ Anruf bei Michis Eltern: „Ich werde versuchen, mit dem Schiff und mit dem Zug nach Österreich zurück zu kommen, um die Kinder zu holen!“ Doch eine solche Verbindung kostete mindestens 24 Stunden Reise. Wie sollen die Kinder da rechtzeitig in der Schule sein?

Der Tag verging, das Wetter blieb weiterhin unverändert. Ich rief den diensthabenden Anaesthesisten an, die beiden Patienten waren für 17.00 Uhr zur stationären Aufnahme geplant: „Können wir am Dienstag operieren?“ Der OP-Kalender wurde durchgestöbert. „Schwierig, schaut eher dicht aus. Aber Mittwoch ginge es besser.“ Doch was mit den Patienten heute? „Ich glaube, wir müssen den Patienten heute absagen, morgen kann ich unmöglich da sein!“ Doch sie waren telefonisch nicht erreichbar, also mussen sie nach dem Eintreffen in der Klinik vertröstet und wieder nach Hause geschickt werden. Der arme Anaesthesist, wie hat er es ihnen wohl beigebracht? Schließlich ein Anruf von Salzburg: „Ihr braucht euch um die Kinder nicht zu sorgen, wir bringen sie nach Tirol und kümmern uns, dass sie rechtzeitig in der Schule sind!“

Wir waren aus unserem Hotel ausgezogen und zum Flughafen gefahren, in dem festen Glauben, das Wetter würde sich zum Abend bessern und die Front nach Osten weiter abgezogen sein – das war ja die Auskunft von Innsbruck einst. Schlussendlich musste jeder Hoffnungsschimmer aufgegeben werden, keine Chance. Wir führten insgesamt fast 40 Telefonate, um alles abzuklären, zu organisieren, alle zu beruhigen und – trotzdem waren nicht alle begeistert: die beiden Patienten zB, die so sicher mit ihrem Operationstermin beim Arzt ihrer Wahl gerechnet hatten. Ich konnte nicht, ich hätte nicht gewusst wie. Was blieb uns übrig, rein in die Taverne am Flughafen – es war 15.30 Uhr – und wir fragten um eine kleine Jause. Auch das kam anders: es wurde ein 5-gängiges Menü, das uns der Hausherr als die einzigen Gäste über die nächsten 2 Stunden aufkredenzte (Wein war übrigens auch ein wenig dabei …), eine Gaudi, und dann fuhren wir mit dem bewährten Taxibus wieder in unser bewährtes Hotel.

Na, die haben Augen gemacht. Immer noch hatten wir die gleichen Kleider an, immer noch hatten wir keine neue Idee und das Zimmer durfte auch das gleiche sein. Wir trugen es mit Fassung, besser gesagt, wir hatten riesigen Spaß. Was hatten wir denn für eine Wahl? Also, warum dann nicht mit viel Gelächter?

Auch der nächste Tag brachte keine flugtauglichen Bedingungen, Michi und ich, wir drehten zwar eine kleine Runde über Elba, aber der Apennin war zu und verhangen.

Erst am Dienstag war es dann so weit. Wir starteten wohl erst nach Mittag, als wir das definitive O.K. von unseren Freunden beim Wetter in Elba und in Innsbruck bekamen, konnten den Appennin erst südlich von Genua queren und hatten über dem Brenner noch leichtes Schneetreiben, aber wir landeten ohne Probleme und ohne jegliche Gefahr bei immer ausreichender Sicht nach 3½ Stunden Flugreise am Innsbrucker Flughafen.

Ein bleibendes Erlebnis.

PS: die beiden Patienten wurden mittwochs operiert und gingen am Freitag gut erholt wieder nach Hause.

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